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Food und Porn

Der Begriff Food Porn hat nichts mit Erotik zu tun... oder doch?

Tatsächlich geht es bei Food Porn im mehr oder weniger übertragenen Sinne um Spannung, Beobachtung. Der verbotene Blick in fremde Räume spielt hier eine Rolle, wobei der fremde Raum, der den Betrachter erregt, hier nicht das Schlafzimmer oder das Badezimmer ist, sondern die Küche.


Die dekadenten Videos im Netz schaffen es perfekt, eine ziemlich eindeutige Verbindung zwischen Essen und Pornografie herzustellen. Jedes Video scheint dem gleichen Muster zu folgen: In schnellen Schnitten werden alle Zutaten gezeigt, es gibt einfache Anleitungen und als Krönung eine Grossaufnahme des Gerichts, bei der einem das Wasser im Mund zusammenläuft: Der Käse tropft langsam heraus oder es wird noch Sauce darüber geträufelt - wie beim Cumshot im Porno.


Essen ist heute etwas genuin Erotisches. Etwas Unerreichbares, etwas Verbotenes, das dazu Verlangen weckt - daraus entsteht die Lust.


Wir fühlen uns schuldig und stecken in einem Dilemma zwischen 'Das ist so lecker' und 'Das ist so ungesund'. Wir sehnen uns so sehr danach - wie nach jemandem, den wir nicht haben können. Unerreichbar ist das Ganze, weil die meisten von uns zu faul sind, sich einen Kuchen mit Nutella, Kinderschokolade und wer weiss was für Zutaten zu backen. Und selbst wenn wir es täten, würden wir feststellen, wie unsinnig es eigentlich ist.

Aber das ist nicht das Einzige, was Food Porn mit echten Pornos gemeinsam hat. Viele von uns sehen sich Pornos nicht nur an, um geil zu werden, sondern auch, um neue Ideen fürs Bett zu bekommen. Und Food Porn funktioniert ganz ähnlich.

Wenn wir uns diese erotischen Bilder von Essen ansehen, wollen wir etwas ausprobieren, was wir noch nie probiert haben. Wir wollen unser Wissen über Essen erweitern, neue Möglichkeiten entdecken.


Wenn es um Lust geht, stehen Essen und Sex oft in harter Konkurrenz zueinander: Vielleicht ist Essen in fotografischer Form eines Instagram-Posts oder in Form eines 30-Sekunden-Clips nur eine andere Art, über Sex zu sprechen. Essen können wir inszenieren, Orgasmen nicht. Also machen wir aus Essen einen Orgasmus.


Was heisst das nun? Jede Art von sexueller Erregung tut uns gut. Sie regt die innere Apotheke an. Endorphine und Dopamin werden freigesetzt.


Beim Anblick eines Schokoladenkekses denkt man: ,Den will ich haben.' Aber man muss ihn nicht haben. Man braucht den Orgasmus nicht. Das ist auch in der Erotik so. Man muss beim Sex nicht immer kommen. Man kann auch nur erregt sein.


















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